Filmkritik: Unser Geld. creatio ex nihilo
Warum wir aufhören sollten, Geld zu mystifizieren und anfangen sollten, es zu unseren Gunsten zu nutzen.
Was bedeuten für dich CHF 1800?
- Ein Monatslohn?
- Ein Anzug?
- Eine Woche Ferien?
Ich habe kürzlich den Schweizer Film „Unser Geld“ als Vor-Screening gesehen.
Ein eher geld-kritisches Werk, das Geld als eine Machtquelle behandelt, die uns klein hält und unterdrückt.
Oder dies zumindest in den Raum stellt.
Der Film stellt eine zentrale Frage, die durch alle Szenen hindurch mitschwingt:
Dienen wir dem Geld oder dient es uns?
Die Darstellung von Geld ist eher kritisch und moralisch aufgeladen.
Man spürt deutlich, dass Geld für viele Menschen mit Schuld, Scham und Ohnmacht verbunden ist. Und für den Regisseur offenbar auch.
Wir Finanzblogger arbeiten jeden Tag daran, diese Geld-Mindset bei unseren Leserinnen und Lesern abzuschaffen.
Denn Geld soll Freude bereiten.
Spass machen. Und uns nützen.
Geld ist für viele Menschen mit so vielen negativen Glaubenssätzen behaftet. Rechnungen, Mahnungen, Schulden, all das verursacht Stress.
Investieren wurde in diesem Film mit keinem Wort erwähnt.
Dafür gab es biblische Allegorien. Ich liebe Bibelzitate und philosophische Gedanken.
Aber macht das das Thema Geld nicht noch unnötig schwerer? Lähmt dieser Umgang mit Geld uns nicht eher?
Zitat aus dem Film (eher als Frage gestellt, als Satz in den Raum gestellt):
Die Wurzel allen Übels ist nicht die Liebe zum Geld.
Sondern dass es uns in den Abgrund reisst.
Autsch. Das will unser positives Money Mindset aber nicht hören…
Geld als Last?
Der Film zeigt, wie Geld trennen, stressen und beschämen kann. Es wird als Instrument der Abgrenzung dargestellt, zum Beispiel in der Aussage: „Geld zum andere klein halten“.
Banken erscheinen als moderne Priester, die durch Geldschöpfung aus dem Nichts: “creatio ex nihilo“. Eine wirtschaftliche Macht entsteht, während viele auf der Strecke bleiben.
Die Brille des Regisseurs
Regisseur Hercli Bundi hatte nach eigener Aussage als Künstler selbst wenig Geld und das merkt man dem Film an. Er erzählt nah an seiner eigenen Realität. Seine Fragen, sein Ringen, sein Hadern ziehen sich durch die Szenen.
Es gibt immer wieder grafische Erklärvideos, die minutiös das Geldystem erklären, wie Kreditevergaben funktionieren.
Doch hier entsteht für mich auch ein Bruch: Die erklärenden Videos zum Geldsystem wirken fast losgelöst von seiner Lebenswelt.
Die Kombination funktioniert nicht ganz, zumindest nicht für mich.
Ja natürlich muss ich Finanzwissen haben, um das System zu begreifen. Aber was jetzt? Was mache ich damit, wenn ich weiss, wie der Kreditfluss von Banken funktioniert?
Ich will wissen, was ich tun kann, um mir eine finanziell bessere Zukunft aufzubauen. Wirtschaftstheorie kann ich auch nachlesen.
Ich fand den Film interessant, mit stimmungsvollen und schön gefilmten Bildern. Aber die Mischung aus Theorie, Systemkritik und persönlicher Sinnsuche wirkte nicht immer stimmig.
Für Menschen, die aus dem wirtschaftsnahen, unternehmerischen oder finanzpositiven Umfeld kommen wie wir Finanzblogger ist das eher schwer zugänglich.
Wir wollen gestalten, investieren, verdienen, gutes Tun mit Geld für uns, unsere Mitmenschen, Tiere und Projekte.
Ich sehe das Zielpublikum eher im politisch linken Spektrum verortet, wo man gewohnt ist, sich kritisch mit Geldsystemen auseinanderzusetzen, anstatt das Geld für die eigenen Projekte, Ideen und das eigene Wirken zu nutzen.
Fehlende Eigenverantwortung
Was mir besonders auffiel: Der Film klammert Eigenverantwortung fast völlig aus.
Die Protagonist:innen blicken kritisch auf das System, aber kaum auf ihr eigenes Handeln. Wo bleibt die Selbstreflexion? Wer übernimmt Verantwortung?
Das fehlt mir halt oft auch in der Gesellschaft.
Ein Beispiel: Der Regisseur spricht offen über seinen Kirchenaustritt und die Tatsache, dass er Kirchensteuern nicht bezahlen möchte, obwohl er diese noch schuldet.
Stattdessen kritisiert der Film, dass die Kirche Betreibungen verschickt. Dabei tut die Kirche sehr viel Gutes: soziale Arbeit, Gemeinschaft, Seelsorge.
Und ein Kirchengebäude unterhält sich nicht von selbst. Wenn man beschliesst, seinen Beitrag nicht zu leisten, ist das eine persönliche Entscheidung, aber keine moralische Schuld der Institution.

Wo bleibt die Leichtigkeit?
Mich hat am meisten gestört, dass kein einziges Mal über Investieren gesprochen wird.
Kein ETF, kein Vermögensaufbau, kein positiver Umgang mit Geld.
Es bleibt bei Systemkritik und Statements, die in den Raum geworfen werden, aber es fehlt der Blick nach vorn.
Ich liebe Zitate, Tiefe und kluge Fragen.
Aber muss Geld immer so schwer, so negativ, so beladen sein?
Geld ist für mich kein Feind, sondern ein Werkzeug.
Wir stehen für etwas anderes
Wir Finanzblogger stehen für genau das ein:
- Dass Geld Spass machen darf.
- Dass Geld positiv sein kann.
- Dass Geld gestaltbar ist.
- Dass Vermögensaufbau funktioniert.
Und zwar einfach, zugänglich und mit Leichtigkeit. Und Freude.
Gerade wir Schweizerinnen und Schweizer haben so viele Möglichkeiten, eigenverantwortlich mit unserem Geld umzugehen.
Der andere Zugang
Ja, der Film trifft einen Nerv für eine bestimmte Zielgruppe.
Und jetzt?
Ich plädiere für einen anderen Zugang:
- Nicht nur analysieren sondern agieren.
- Nicht nur kritisieren sondern gestalten.
- Einfache Möglichkeiten aufzeigen, wie man Geld für sich nutzen kann.
- Verantwortung übernehmen.
Was wir brauchen
- Ein positiver, gesunder und selbstbestimmter Umgang mit Geld.
- Ein Alltag, in dem Geld kein schweres Thema ist, sondern Mittel für unsere Wünsche und Ziele ist.
- Finanzwissen, das motiviert, begeistert und Spass macht und nicht erschlägt. Dafür sind wir Finfluencer da.
Denn Geld beweist nicht erst durch Vermehrung, dass es „echt“ ist.
Geld beweist seinen Wert, wenn es Träume ermöglicht, Freiheit schafft und Freude macht.
Filmkritik: Unser Geld
Der Film “Mein Geld” wirft viele Fragen auf zum Weiterdiskutieren. Aber klammert leider die positiven und selbstermächtigenden Seiten von Geld fast komplett aus.
Wenn „Woran dein Herz hängt, ist dein Gott“ – wie Martin Luther sagte – dann frage ich mich:
Warum hängen so viele Herzen an Mangel, Angst und Komplexität statt an Möglichkeiten, Klarheit und Freude?
Wir sollten Geld nicht mystifizieren, sondern entmystifizieren.
Nicht dramatisieren, sondern gestalten.
Nicht anklagen, sondern anfangen.
Nicht auf das System zeigen, sondern bei uns selbst beginnen.
Unser Verhalten mit Geld anschauen.
Denn Geld ist nicht das Problem.
Es ist, was du daraus machst und wie du darüber denkst.
Spannend zum Weiterlesen: Portrait über die Protagonistin Delphine Conzelmann, Wirtschaftspfarrerin aus Basel. Sie hat mich im Beitrag zusammen mit dem Basler Pfarrer sehr beeindruckt.
Auch die anderen Protagonistinnen und Protagonisten machen einige interessante Aussagen: Reto Huenerwadel, Mario Kaiser, Carlos Lenz, Gianni Motti, Arnaud Salomon, Christoph Türcke, Corinna Virchow, Marianne Wildi.

Finanzbloggerin
Zertifizierte Vermögensberaterin IAF
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Die Aussage betreffend mangelnde Eigenverantwortung finde ich sehr passend. man hört – gerade aus linken Kreisen – oftmals Klagen und Vorwürfe gegenüber Firmen und Staat und wohlhabenden Menschen; deren Geld wird dann aber gerne mit offener Hand angenommen oder gar einfach eingefordert. Dass wir Durchschnittsbürger dank dem Wirtschaftssinn und der Innovationen von Firmen und deren Gründern überhaupt Arbeit und ein Einkommen haben, wird vergessen. Ich finde es manchmal fast peinlich, wenn ich sehe, auf welchem Niveau in der Schweiz in gewissen Kreisen gejammert wird.