André Kostolany: Die Kunst, über Geld nachzudenken
Als vielseitig interessierte Bloggerin lese ich täglich Bücher zu den Themen Finanzen, Börse, Business und Mindset. Ich habe mir vorgenommen, auch die Klassiker der Finanzliteratur durchzuarbeiten, zum Beispiel “Denke nach und werde reich*” oder “Der reichste Mann von Babylon*”.
Auf vielen Finanzblogs findet man Bücherlisten mit Titeln von André Kostolany. Die Blogger preisen seine Bücher als Must-Reads an. André Kostolany und seine Börsen-Weisheiten kennst du bestimmt von unzähligen Instagram-Posts.
„Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten, und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich. “
André Kostolany
Nun denn, ich fühlte mich verpflichtet, das Buch von “André Kostolany: Die Kunst, über Geld nachzudenken” zu bestellen, um in der Finanz-Community mitreden zu können.
Kostolany über Frauen
Aber schon auf den ersten Seiten dachte ich:
“Hoppla, was ist das für ein alter Chauvi?!”
Und ich zweifelte, ob ich als Frau dieses Buch überhaupt zu Ende lesen wollte. Auch wenn es viele schlaue Tipps beinhaltet.
Und wie wird man zum Spekulanten?
Etwa so wie ein Mädchen zum ältesten Beruf der Welt kommt. Sie beginnt aus Neugier, dann macht sie es zum Spass und am Schluss nur noch fürs Geld.André Kostolany: Die Kunst, über Geld nachzudenken
Kostolany wurde 1906 geboren und verstarb 1999. Ein ganz anderes Zeitalter, was Emanzipation und Frauenthemen betrifft. Kostolany scheint aber nicht der werte Herr Gentleman der alten Schule zu sein im Umgang mit Frauen. Wohl eher ein Wolf of Wallstreet (ohne das Kriminelle) im Altherren-Kostüm.
Schön ist auch die Geschichte von Herrn Blau, der seinen Freunden im Kaffeehaus vorstöhnt: “Meine Frau will immer wieder Geld von mir”. Um dem Gejammer ein Ende zu bereiten, fragt einer seiner Kumpel: “Was macht sie denn mit dem vielen Geld?”. “Ich weiss nicht”, meint Blau, “ich gebe ihr ja keins”.
André Kostolany: Die Kunst, über Geld nachzudenken
Diese Sätze schmerzen mich schon fast physisch beim Lesen. Warum hat darüber nie ein Blogger ein kritisches Wort verloren? So viele Blogger loben doch das Buch? HÄ! Oft werden Meinungen und Quotes auf Social Media unkritisch übernommen und weiterkopiert.
Welche Meinung hat Kostolany über Frauen?
Was ich herausgelesen habe:
- Frauen sind das hübsche Anhängsel des Mannes, das auf sein Geld aus ist
- Frauen verballern das hart verdiente Geld des Mannes und er muss aufpassen, dass er ihr nicht zu viel gibt
- Frauen sind entweder Gattin oder Prostituierte
- Er versteht, dass Frauen sich in Männer verlieben, die Geld haben. Denn das ist ja anziehend.
Klar lebte Kostolany mit dem Frauenbild der 20-60er Jahre. Das Buch “Die Kunst über Geld nachzudenken” ist in der Neuauflage 2015 erschienen. Muss ich mir das heute noch antun? Ich bin keine radikale Feministin, aber das tut ja schon beim Lesen weh.
Das Buch scheint mir als eine Art Selbstbeweihräucherung eines alten, reichen Mannes, der von seinen Begegnungen mit anderen, alten, reichen Männern erzählt. Als Geschichtsstunde und Zeitzeuge sicher interessant, denn aus der Vergangenheit können wir immer viel für die Gegenwart lernen.
Das Buch in der heutigen Zeit
Viele Grundsätze zum Thema Börse mögen heute noch gelten. Aber nicht mehr alle. Sein Zitat: „Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten, und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich“ kann nicht in jedem Fall angewendet werden. Bei Wirecard-Aktien ginge der Schuss nach hinten los 🙂 Heute gilt der Spruch eher für ETFs.
Mittlerweile gibt es eindeutig bessere und zeitgemässere Bücher zum Thema Börse, Geld, Wirtschaft und Vermögensaufbau. Ich empfehle das Buch nur für Leute, die wissen wollen, wer Kostolany war und die sich für Börsengeschichte interessieren. Wer wissen möchten, wie sich die alten Chauvinisten in der goldenen Börsen-Ära gefühlt und verhalten haben, der kann das Buch gerne lesen.
Ich finde es schade, dass Bücher in Rezensionen nicht kritischer durchgearbeitet werden. Manchmal scheint es mir, dass Blogger einfach die Texte von anderen übernehmen, ein bisschen umformulieren und fertig.
Wie wäre es mit der Kunst, über das Gelesene nachzudenken? 😉
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Hallo Helga,
ganz im Ernst, es geht in diesem Buch darum etwas über die Börse zu lernen. Wer mit den damaligen Ansichten/Gepflogenheiten beim Lesen nicht zurechtkommt, für den ist dieses Buch einfach nichts und sollte nach gendergerechten Börsenbüchern Ausschau halten.
genau aus diesem Grund habe ich den Blogpost geschrieben. Damit junge Frauen nach anderen Büchern Ausschau halten 😉
Immer wieder das verfälschte Zitat. Es lautet richtig: “Kaufen sie sich Aktien der allerbesten Qualität…”
Ansonsten bin ich der Meinung, dass nicht alle Frauen humorlos sind. Jene können durchaus die Bücher von Kosto mit Vergnügen lesen. Ich kenne jedenfalls einige.
Hallo Daniel
Danke für die Berichtigung des Zitats: hast du eine gute Quelle, die ich zitieren könnte?
Nun gut, wenn es so weit in der Vergangenheit liegt, dann kann ich vielleicht drüber lachen.
Aber wenn es frau im Alltag passiert, ist es halt nicht mehr so witzig sondern einfach degradierend und chauvinistisch 🙂
Wenn Mann solche Sprüche nötig hat, dann sagt es mehr über ihn selber aus.
Grüsse
Helga