Haus kaufen in der Schweiz als Normalverdiener

Haus kaufen in der Schweiz: Vermögenswert oder Verbindlichkeit?

Laut Robert Kiyosaki ist das Eigenheim kein Vermögenswert, der Geld einbringt, sondern eine Verbindlichkeit, die kostet. Nur wenn die Immobilie vermietet wird, ist es ein Vermögenswert.

Mein Haus bewohne ich selber. Das würde Herrn Kiyosaki wohl nicht passen und vielen Finanzbloggern auch nicht.

Es ist für mich nicht mehr vorstellbar, in einer Mietwohnung zu leben. Mein selbst bewohntes Eigenheim ist nicht nur Luxus, sondern Lebensqualität. Was bringt es mir, wenn ich mich täglich in meiner Mietwohnung nerve, zu viel Geld für die Miete zahle, nach den Regeln des Vermieters tanzen soll und nach einem Plan waschen muss? Gerade in der Corona Zeit fand ich es sehr angenehm, im eigenen Haus mit Garten zu leben.

Ein Haus besitzen und darin wohnen: Finanzblogger sind dagegen

Für viele Finanzautoren, Finanzblogger und Frugalisten kommt ein selbstbewohntes Eigenheim nicht in Frage. Sie kaufen Häuser und Wohnungen zum Vermieten. Nicht, um darin zu wohnen. Heutzutage kann man mit Wohnungen tolle Renditen erwirtschaften, gerade an guter Lage. Aber warum sollte ich deswegen drauf verzichten, im eigenen Haus zu wohnen? Wenn einmal das Geld für das Eigenkapital aufgebracht ist, lebt es sich über die Jahre viel günstiger als in einer Mietwohnung – dank der tiefen Hypothekarzinsen.

Der Königsweg ist für mich, ein Eigenheim selbst zu bewohnen und mehrere Wohnungen zur Vermietung zu besitzen.

Warum ein Eigenheim so wertvoll ist

Ich bin in einem grossen Haus mit viel Umschwung aufgewachsen. Als Kind betrachtete ich diesen Umstand als normal. Ich habe mir keine Gedanken gemacht, wie andere Menschen leben. Danach war ich viele Jahre Mieterin. Und habe alle Nachteile kennengelernt, die man als Mieter nur erleben kann. Erst da lernte ich, wie angenehm meine Wohnsituation früher war.

Ich habe mein Haus nicht gekauft, um Vermögenswerte zu generieren. Das Haus ist eine Verbindlichkeit, dessen bin ich mir bewusst. Aber ich kann nicht nicht wohnen. Ich bezahle lieber meinen tiefen Hypothekarzins, als eine überteuerte Miete an einen unsympathischen Vermieter zu überweisen. Wer weiss, ob mein Haus in 20 Jahren nicht mehr Wert hat als jetzt? Mit ziemlicher Sicherheit ja. Mir geht es in erster Linie um die Lebensqualität. Für mich ist schönes, angenehmes Wohnen extrem wichtig. Andere möchten vielleicht lieber einen Audi R8 kaufen, wieder andere einen Schrank voller Markenklamotten.

Warum ich nicht mehr Mieterin sein will

Ich bin ein zurückhaltender Mensch und würde nie von mir aus irgendwelchen Streit anfangen. Aber ungerechte Behandlung, Schädigung meines Eigentums oder Lügen – das geht nicht. Ich sah mich als Mieterin immer als Kundin des Vermieters. Nicht als Zitrone, die er auspressen konnte.

  • Ich hatte Vermieter, die mich finanziell abzocken wollten. Sie wollten z.B. funktionstüchtige Geräte auf meine Kosten austauschen lassen und eine Renovation von meiner Versicherung bezahlen lassen. Bei der Wohnungsabgabe sollte man einen Experten vom Mieterverband dazu holen (kostet zwar etwas, aber es lohnt sich). Der Experte wird alles sachlich bewerten. Und so auch ungerechtfertigte Forderungen des Vermieters abwehren
  • Vermieter, die während meiner Abwesenheit in die Wohnung kamen und stöberten
  • Nachbarn, die sich laut stritten und mit Dingen warfen (sollte ich jetzt die Polizei rufen oder nicht!?)
  • Die Eingangstüre des Wohnblocks wurde regelmässig ab 5.00 Uhr morgens “geschletzt”
  • Kinder (nicht Babys), die stundenlang hochfrequenzig kreischten
  • Neben meinem Auto wurde auf dem Parkplatz ein Basketballkorb aufgestellt. Wen interessiert es, ob mein Auto vom schweren Ball getroffen wird? Ich mag Kinder und sie sollen spielen dürfen. Aber es hat seine Grenzen und sie müssen lernen, Rücksicht zu nehmen auf das Eigentum und das Wohlbefinden anderer Menschen. Leider ist das heute vielen Eltern egal und die Kinder dürfen alles
  • Parkplatz-Streitigkeiten: in vielen Quartieren gibt es zu wenig Besucherparkplätze. Da ist Streit vorprogrammiert.
  • Waschküche der Hölle: ich finde es eklig, die Waschmaschine mit anderen Menschen zu teilen. Abzocke mit aufladbaren Waschmaschinen-Batches, wo jeder Waschgang mehrere Franken kostet. Waschpläne wurden missachtet…ihr kennt das

Das alles vermindert die Lebensqualität massiv.

Verdichtetes Wohnen? Nicht mit mir

Irgendwann war klar: nie wieder wollte ich Tür an Tür mit fremden Menschen leben. Ich will möglichst privat leben. Klar gibt es als Hausbesitzerin immer wieder andere Tücken, unerwartete Kosten und nervige Nachbarn. Aber wenigstens ist man sein eigener “Herr” oder eigene “Herrin” mit ganz anderen Spielräumen und notfalls anwältlicher Unterstützung. Ich will Platz haben mit Terrasse und Garten und mag nicht in einer engen Wohnung leben. Entgegen dem Trend, sich wohntechnisch zu verkleinern 😉 Im Alter werde ich viel weniger bezahlen für den Hypothekarzins als für eine Miete für ein vergleichbares Objekt. Wer weiss, ob ich als Mieterin nicht aus dem geliebten Heim geschmissen werde? Im Alter möchte ich das nicht riskieren.

Haus kaufen in der Schweiz: Wer kann sich das leisten?

Ich erfahre viel Unglauben wenn ich von meinem Hausbesitz erzähle. In der Schweiz kursiert die Meinung, dass sich nur Reiche ein Haus leisten können oder mit Geld von den Eltern. Trotzdem lebe ich in einem selbst gekauften Eigenheim, ohne Erbe, ohne Geld von Verwandten und als Normalverdienerin.

Die Tageszeitungen bringen immer mal solche Schlagzeilen und alle glauben es:

8 Jahre müssen Schweizer aufs Eigenheim sparen

Wohneigentum wird unerschwinglich? Gut so! (HAHA)

Weshalb sich junge Menschen kein Eigenheim mehr leisten können

Der Mittelstand bleibt Mieter: Nur Reiche können sich ein Haus leisten

Das Geheimnis, wie ich als Normalverdienerin an ein Eigenheim gekommen bin

Das Geheimnis ist simpel: Geld verdienen und diszipliniertes, automatisiertes Sparen über mehrere Jahre.

Fange am besten gleich mit deinem ersten Lohn an. Definiere deine Sparraten. Überweise einen fixen Betrag pro Monat auf ein separates Konto oder ein langfristiges Investment, z.B. ETFs.

Es versteht sich von selbst, dass man zwischen 20-30 nicht das ganze Geld rausballern sollte. Ich kenne Leute, die mit 32 plötzlich auf die Idee kommen, eine Familie zu gründen und in ein eigenes Haus zu ziehen. Nur ist dann kein Geld da. Kapital von den Eltern anzunehmen ist für mich ein No-Go. Ausser, sie haben wirklich so viel Geld, dass es für sie keine Rolle spielt. Wenn die Eltern auf etwas verzichten müssen, nur damit du dein Haus bekommst, dann finde ich es nicht in Ordnung. Schon gar nicht, wenn sie ihr eigenes Eigenheim für dich aufgeben sollen, nur weil du vorher nicht sparen wolltest.

Ich habe nie radikal gespart. In meinen 20ern habe ich viele Reisen auf die Malediven, in die USA, nach Japan, China oder in die Karibik unternommen, in Restaurants gegessen und viel Schminke und Klamotten gekauft. Das Sparen klappte trotzdem. Aber ich musste Prioritäten setzten.

Wenn du mit 20 Jahren anfängst zu sparen mit einer Sparrate von 400 CHF im Monat, hast du mit 30 Jahren 48`000 CHF auf der hohen Kante (Rendite und Zinsen nicht einberechnet). Nun plünderst du noch die Hälfte deiner Pensionskasse, sagen wir 40`000 CHF = 88`000 CHF flüssig. Was wäre, wenn du deine Sparbetrag auf 1000 CHF, 1500 CHF, oder gar 2000 CHF im Monat erhöhen könntest? Meine Sparraten waren höher als 400 Franken im Monat, daher schaffte ich das Sparen in einer kürzeren Zeit. Sparen fällt viel leichter, wenn man auf ein konkretes Ziel hinarbeitet.

Da sich die Umwandlungssätze der Pensionskassen laufend ändern. kann es sein, dass ich in 30 Jahren nicht mehr so viel erhalte wie die heutigen Rentner. Daher hatte ich kein schlechtes Gewissen, meine Pensionskasse jetzt zu plündern. Die Hälfte des Geldes liess ich noch drin und habe 30 Jahre Zeit, weiter einzuzahlen bis zu meiner Pensionierung. Wenn ich denn so lange arbeite 😉

Finanzierung Eigenheim in der Schweiz

Natürlich brauchst du einen Partner, der das gleiche Geld-Mindset hat. Für Normalverdiener sind meist 2 Löhne nötig, um die Finanzierung bei der Bank zu bekommen. Wenn dein Partner nach dem gleichen System gespart hat und ebenfalls einen Teil seiner Pensionskasse entnimmt, habt ihr nun das Eigenkapital beisammen, sagen wir 88`000 CHF x 2 = 176`000 CHF.

Für ein Eigenheim, das 800`000 CHF kostet, verlangt die Bank mind. 160`000 CHF Eigenkapital (20%). Du brauchst wenigstens 10% Cash auf dem Bankkonto, die anderen 10% (oder mehr) können aus der Pensionskasse entnommen werden. Den Pensionskassenbezug musst du versteuern. Du kannst auch dein 3a Konto auflösen für den Hauskauf. Die Bank will den unterschriebenen Kaufvertrag sehen.

Für die Hypothek geht die Bank von einem kalkulatorischen Zinssatz von 5% aus. Das heisst, du musst mit deinem Einkommen fähig sein, einen Hypothekarzins von 5% zu bezahlen. Obwohl heutzutage Zinssätze von weniger als 1% möglich sind. Wenn du weniger als 35% Eigenkapital einbringst, wird eine indirekte Amortisation, z.B. über ein 3a Konto fällig. Wenn ein gewisser Betrag einbezahlt ist, wird die Bank damit deine Hypothekarschuld verringern. Wenn du mehr als 35% Eigenkapital einbringst, fällt diese indirekte Amortisation weg.

Zusätzlich solltest du die Notar-Kosten und den Grundbuch-Eintrag einberechnen. In gewissen Kantonen wird eine Handänderungssteuer erhoben. Bei uns im Kanton Freiburg waren das satte 3% auf den Kaufpreis. Hier schröpft der Kanton und die Gemeinde den Käufer nochmal massiv und ohne ersichtlichen Grund. Der Kanton Freiburg ist bei der Handänderungssteuer ein unerfreulicher Exot. Dafür sind die Häuser nicht so teuer wie z.b. im Kanton Bern. In anderen Kantonen wird das Thema Handänderungssteuer verschieden gehandhabt, bitte informieren.

Heute bezahlen wir für alle laufenden Hauskosten nur noch ca. 1/3 von dem, was wir früher für die Miete bezahlt hatten. Das rechnet sich über die Jahre. Lass dir nicht einreden, dass ein Haus nur für Reiche ist. Sag nicht “ich kann mir das nicht leisten”, sondern “wie kann ich mir das leisten?”. Du musst ehrlich mit dir selber sein und auch wirklich im grossen Stil sparen.

Ich hoffe, mein Blogpost zum “Haus kaufen in der Schweiz” hat dir gefallen.

Liebe Grüsse

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4 thoughts on “Haus kaufen in der Schweiz als Normalverdiener

  1. Liebe Helga
    Vielen Dank für deinen Beitrag. Meine Gedanken betreffend Eigenheim sind sehr ähnlich und ich dachte, ich liege falsch und ich müsste mein Mindset ändern. Ich habe das grosse Glück als Normalverdiener auch in einem EFH mit Garten zu wohnen. Ich kenne alle Vor- und Nachteile und ebenso deine Aufzählung der Probleme. Wenn es sich irgendwie machen lässt, möchte ich auch nie wieder in einer Mietwohnung leben müssen. Wir haben damals die PK nicht angerührt und wurden auch nicht von Eltern oder Erbe gesponsert. Wir haben Prioritäten gesetzt, die alten Autos gefahren, keine Ferien gemach und auch sonst etwas zurückhaltender gelebt. Es ist erstaunlich, was man alles wegpacken kann, wenn man ein Ziel verfolgt.
    Beste Grüsse, mlp

    1. Hallo mlp, schön dass auch jemand anderes so denkt!
      Ohne Geld aus der PK hätte es bei uns viel länger gedauert mit dem Sparen 🙂
      Ich bin beeindruckt, dass ihr das geschafft habt.
      Liebe Grüss
      Helga

  2. Alles gut und nachvollziehbar. Nur ein kleiner Punkt stört mich: “Kinder (nicht Babys), die stundenlang hochfrequenzig kreischten”. Kinder sind Kinder und wir waren alle selbst auch Mal Kinder. Kinder müssen sich austoben und was ist die Alternative? Kinder die nicht Kinder sein dürfen und Gefühle unterdrücken müssen werden als Erwachsene depressiv oder Typen wie Erdogan oder Donald Trump. Ich würde lieber in gute Fenster mit Schallschutz investieren und ich würde das Auto auch immer unter dem Basketballkorb parken wenn ich ein neues Auto von der Versicherung möchte 🙂 hat man selbst Kinder ist es auch sehr vorteilhaft wenn die Kinder draussen mit anderen Kindern herumtoben als Zuhause auf dem Sofa im Wohnzimmer herumhüpfen oder stundenlang am Computer Leute erschiessen. Man kann auch der coole Nachbar sein der mit den Nachbarskindern Spass hat und Basketball spielt oder einen Flohmarkt organisiert usw.

    1. oh da habe ich wohl einen Nerv getroffen 🙂
      Warum liest du überhaupt meinen Content, wenn du dich wegen sowas aufregen kannst 🙂
      Natürlich soll und darf das Kind Kind sein, sollte aber auch lernen, Regeln zu befolgen. Die Kinder sind nicht alleine auf der Welt, sondern auch immer in einem sozialen Gefüge, wo man aufeinander Rücksicht nehmen muss.
      Ich finde, man kann als Eltern durchaus den Kindern auch Respekt und eine gewisse Rücksicht auf die Umwelt beibringen und trotzdem das Kind seinen Spass haben lassen. Leider verpassen das heute so viele Eltern. Und das Resultat sieht man sehr gut in der Gesellschaft…:)

      Kein Kind trägt einen psychischen Schaden davon, wenn es mal auf jemand Rücksicht nehmen muss. Im Gegenteil. Es ist komplett falsch, Kinder zu sehr zu verwöhnen und zu kleinen Prinzen und Prinzessinnen zu erziehen. Der psychische Schaden ist viel grösser, wenn das Kind nie lernt, mal auf etwas zu verzichten oder mal auf jemanden Rücksicht zu nehmen.

      Viele erfolgreiche Menschen fordern und fördern ihre Kinder.

      Grüsse
      Helga

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