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Nestlé GV Erfahrungen 2024

Am 18. April 2024 nahm ich an der 157. Generalversammlung von Nestlé im modernen SwissTech Convention Center der EPFL in Lausanne teil.

Die Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne (EPFL) ist führend in der Neurowissenschaften und in der Mikro- und Nanotechnologie.

Es war spannend, durch den Campus zu laufen und all die jungen, hippen Studenten zu sehen.

Das Foyer des SwissTech Convention Center ist asymmetrisch gebaut. Im unteren Stock fand das Catering statt, im Erdgeschoss befand sich der Kongresssaal. Der obere Stock war gesperrt.

Einige Displays und Banner präsentierten die breite Produktpalette von Nestlé. Sie zeigten spannende Produkte aus Asien oder Amerika, die uns hier in der Schweiz unbekannt sind. Wie toll wäre es gewesen, diese direkt vor Ort zu probieren? 🙂

Das Sicherheitsaufgebot war massiv. Die Polizei patrouillierte an den Parkplätzen und am Eingang, während diverse Sicherheitskräfte zur Verstärkung präsent waren.

Selbst an den Eingängen zu den Toiletten standen Security. Ich denke, die Angst vor Farbanschlägen von radikalen Umweltgruppen war ein Grund.

An der Häuserfassade neben der Veranstaltungshalle hing dann auch ein kleines Protestbanner.

Nestlé Eau Secours (Nestlé zu Hilfe / französisches Wortspiel mit au / eau secours)
De l`eau pas du profit (kein Profit mit Wasser)

Aber sonst verlief die GV ohne Zwischenfälle.

Die Sessel im Saal waren bequem, fast wie Kinosessel. Sie verfügten über einen Klapptisch. Auf jedem Sitz befand sich eine Henniez Mineralwasserflasche.

Nestlé GV Fakten

Wie viele Aktionärinnen und Aktionäre waren anwesend?

1107

In welcher Sprache fand die Nestlé GV statt?

Die Hauptsprache der Generalversammlung war Französisch. Verwaltungsratspräsident Paul Bulcke hielt seine Rede auf Französisch, während CEO Mark Schneider auf Deutsch sprach. Bei der Validierung am Eingang konnte man sich ein Übersetzungsgerät holen.

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Die Kernbotschaften von Nestlé

Der Verwaltungsratspräsident und der CEO betonten die Tradition und die Leistungen von Nestlé für die Schweiz und die Weltbevölkerung. Im 2024 steht besonders im Fokus:

Die Bedürfnisse der alternden Bevölkerung im Blick haben
Verpflichtung zur Schaffung von Mehrwert für die Gesellschaft und die Aktionäre.
Gesellschaftlicher Trend von Gesundheit und Wohlbefinden mitreiten (Vitamine, Drinks, Energy)
Treibhausgase reduzieren
Zucker und Salz reduzieren
Werbung von Süssigkeiten für Kinder wurde bereits reduziert

Nestlé will sich stärker auf die Kernmarken konzentrieren. Weiter soll der Take Away Trend ausgebaut werden.

Umsatz und Dividenden

Umsatz 2023: CHF 93,0 Milliarden
Umsatz Nespresso: CHF 6,4 Milliarden
Erhöhung der Dividende um 5 Rappen auf CHF 3 pro Aktie.
Das ist die 29. jährliche Dividendensteigerung in Folge. Ex-Dividende am 22. April, Auszahlung der Dividende am 24. April.
Ich besitze 270 Nestlé Aktien in meinem Depot. Somit kassiere ich CHF 810 Brutto.

Erfolgreiche Produkte

Besonders gut liefen diese Produkte:

Nespresso
Purina (Katzennahrung)
Säuglings- und Babynahrung
Kitkat
Maggi-Produkte
San Pellegrino

Leider musste die Special Tee Maschine aus dem Sortiment genommen werden.

Aktionärsstimmen an der Nestlé GV

Dieses Mal gab es ein paar skurile Stimmen aus den Aktionärsreihen.

Ein Mann wollte die Sprache Esperanto einführen, um den Krieg zwischen Russland und der Ukraine zu beenden. Die Ansprache war wirr, auch Stalingrad und Deutschland wurden noch erwähnt
Ein anderer Herr sang ein Lied zum Thema “Soziales Kapital” und hatte vorgängig die Noten an den CEO abgegeben

Nestlé Kritik

Nestlé steht seit Jahren wegen verschiedenen Themen in der Kritik. Der Konzern muss sich mit vielen Forderungen nach Nachhaltigkeit und ethischer Verantwortung auseinandersetzen. Actares (Aktionäre für mehr Konzernverantwortung) und Share Action haben den Finger auf wunde Punkte gelegt.

Die Kritik wird Nestlé wohl noch jahrelang begleiten. Man merkte, wie sehr der CEO bemüht war, all die Anliegen seriös zu beantworten, aber die Nerven waren angespannt. Er war es sicher leid, immer wieder die gleichen Vorwürfe wälzen zu müssen.

Süssigkeiten

Forderung: Reduzierung von ungesunden Produkten im Nestlé-Sortiment.

Nestlé verkauft zu viele ungesunde Produkte. Das ist schlecht für die Gesundheit und kann Nestlé auch finanziell schaden. Es wurde gefordert, die Werbung fürs Süssigkeiten noch dezenter zu machen und die Packungsgrössen noch weiter zu verkleinern. Die Kommunikation an die Eltern soll verbessert werden.

Der CEO erklärte, dass die Entscheidung beim Konsumenten liegt. Wenn Nestlé diese Produkte nicht verkauft, dann gehen die Kunden zur Konkurrenz und das sei nicht im Interesse der Firma und der Aktionäre. Eine drastische Veränderung des Zuckergehalts würde nicht funktionieren, weil der Kunde das Produkt dann ablehnt.

Auch war die Kinderarbeit und nachhaltige Kakaobeschaffung aus Afrika ein Thema.

Buitoni Pizza Skandal

In Frankreich starben 2022 zwei Kinder wegen verseuchter Pizza der Nestlé Marke Buitoni. Der CEO war immer noch sichtlich betroffen von dieser Geschichte. Nestlé hat sich mit den Familien finanziell geeinigt.

Bericht von SRF zum Pizza Skandal

Wasser

Das Unternehmen musste zugeben, in Frankreich und der Schweiz illegale Reinigungsmethoden die Mineralwasser von Perrier und Vittel verwendet zu haben.

NZZ Artikel zum Thema

Babynahrung

Die NGO Public Eye kritisierte Nestlé für den Einsatz von Zucker in Getreidebreien in Schwellen- und Entwicklungsländern. In Europa wird kein Zucker hinzugefügt.

20min Artikel zum Thema
Podcast von PublicEye

Gehälter

Die Chef-Löhne sind immer noch viel zu hoch. Der CEO Mark Schneider hat im 2022 ca. CHF 10.3 Millionen kassiert (Quelle Blick).

Nestlé Generalversammlung Essen

Die Nestlé GV dauerte lange, ca. 2.5-3 Stunden. Ich habe den Saal etwas früher verlassen und mir vor allen anderen ein Kaffee gegönnt. An den Nespresso Kaffeemaschinen konnten sich die Aktionäre selbstständig bedienen. Nach den Abstimmungen und dem Schlusswort wurden die Aktionärinnen und Aktionäre zu einem Apéro geladen. Dieses fand im unteren Stock des Gebäudes statt.

Was gab es zu Essen an der Nestlé GV?

Nestlé Generalversammlung Essen:

Dinkel Poulet Salat
Crevettencocktail
Panna Cotta mit Gemüse
Pomodoro Mozarella Piccolinis
Käse Piccolinis
Frühlingsrollen
Pilz-Suppe
Fish and Chips mit Erbsensauce
Mini Schöggeli
Wein und Mineralwasser

Das Essen bei der Nestlé Generalversammlung war unterirdisch schlecht.

Für den weltweit führenden Nahrungsmittelkonzern hätte man ein hochwertigeres Catering erwarten können.

Es schien, als wären die Fertigprodukte im günstigsten Discounter Frankreichs gekauft worden. Es war wirklich nicht geniessbar! Pfui. Es blieb dann auch viel Essen übrig, den anderen Aktionärinnen und Aktionären hat es auch nicht sonderlich geschmeckt.

An die Cailler Mini-Schokoladen kam man nur nach Nachfrage ran.

Die Häppchen wurden auf Serviertabletts gebracht. Der Catering-Chef höselte nervös hin und her und gab den Angestellten zackige Anweisungen.

Ich hatte keine Geduld mehr auf die Glace zu warten. Diese war sicher weggepackt im Kühlfach und wurde wohl erst zum Schluss rausgegeben.

Ein Goodie Bag oder Geschenk wurde nicht verteilt.

Nestlé Generalversammlung Fazit

Nestlé Generalversammlung 2024 war einerseits thematisch spannend. Andererseits war ich sehr enttäuscht vom schwachen Catering. Die Atmosphäre war nüchtern, die Stimmung angespannt.

Ich habe von den Kontroversen rund um Nestlé gehört, aber sie direkt vor Ort im Gespräch mit dem CEO zu erleben, war recht eindringlich.

Ich bin mir nicht sicher, welchen Eindruck ich als Aktionärin von der Generalversammlung mitgenommen habe. Es war deutlich zu spüren, dass Nestlé einen neuen Kurs in Richtung Gesundheit und Verantwortung einschlagen möchte. Dennoch lasten die alten Probleme und neusten Skandale schwer auf dem Image.

Und trotzdem konsumieren wir gerne Nestlé Produkte wie Nespresso, Cailler, Kitkat, Tomy Senf und Mayo. Nestlé investiert auch viel in Forschung, Innovation und Entwicklung, was schlussendlich uns allen zugute kommt.

Die Probleme rund ums Thema Wasser, Zucker und Babynahrung sind extrem bedenklich. Ich bin unsicher, ob ich die Nestlé Aktien behalten soll. Aber ehrlicherweise würde ich nicht auf Nestlé Produkte verzichten und daher macht es keinen Sinn, diese selektive Empörung zu praktizieren. Ich finde, Nestlé ist auf gutem Weg, mit den NGOs zu sprechen und zu verhandeln, um Schritt für Schritt Anpassungen vorzunehmen.

Für den grössten Nahrungsmittelkonzern der Welt ist es eine Frechheit, keine Probierli oder ein Goodie Bag mit Cailler, Kitkat oder weiteren bekannten Nestlé Produkten abzugeben! Was soll dieser Geiz?

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Helga Baechler

Finanzbloggerin
Zertifizierte Vermögensberaterin IAF
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