3-Konten Modell von Madame Moneypenny

Geld und Beziehung: Warum ich das 3-Konten Modell von Madame Moneypenny schwierig finde

3-Konten Modell von Madame Moneypenny: Alles in einen Topf?

Natascha Wegelin ist die bekannteste Finanzbloggerin Deutschlands. Wenn du dich zum ersten Mal mit Finanzen beschäftigst, wirst du unweigerlich auf Natascha und ihren Blog stossen. Sie ist eine grosse Motivation für Frauen, ihre Finanzen selber in die Hand zu nehmen.

Sie gibt sich betont feministisch und rät den Frauen, dass der Mann keine Altersvorsorge ist. Frauen sollen nicht in den Niedriglohn-Segmenten arbeiten und mit wenigen Stellenprozenten verharren, sondern etwas wagen und selbstbewusst ihre Fähigkeiten zu Geld machen. So können sie sich ihr eigenes Vermögen aufbauen, in ETF investieren oder Aktien kaufen und unabhängig sein. Auch als Mutter.

Mit den meisten ihrer Aussagen und Modellen bin ich einverstanden. Nicht aber mit ihrem 3-Konten Modell, das sie in Beziehungen vorschlägt. Es widerspricht allen feministischen Ansätzen, die Natascha vorher gepredigt hat. Hier gehts zum Original-Blogpost von Natascha.

Geldbeschaffung und Hausarbeit muss fair verteilt sein. Ausnutzung und übermässiges Profitieren vom anderen Partner passt mir überhaupt nicht. Deswegen kann ich mich nicht mit dem 3-Konten Modell von Natascha anfreunden.

Das ist genau das Gegenteil von dem, wofür Madame Moneypenny steht. Sie steht für die taffe, selbstständige, gutverdienende, selbstbewusste, gleichberechtigte Frau, die es nicht nötig hat, dass ein Mann sie mitfinanziert. Der Mann als Ernährer – das ist passé. Oder will Frau doch tief im Inneren Prinzessin sein?

Ich erkläre dir hier meine Meinung, du darfst natürlich privat die Finanzen so regeln, wie du das möchtest. Aber vielleicht denkst du kurz über die Vor- und Nachteile nach.

Alles Beschriebene gilt immer auch, wenn die Einkommensverhältnisse Frau/Mann umgekehrt sind.

Wie das 3-Konten Modell von Madame Moneypenny funktioniert

  1. Das Paar besitzt 3 Konti: 1 Gemeinsames Konto, 1 Konto für die Frau, 1 Konto für den Mann
  2. Alle Einnahmen beider Partner (Lohn, Nebenjobs usw.) landen zuerst auf dem gemeinsamen Konto
  3. Davon werden alle Kosten bezahlt, die gemeinsam anfallen: Hypothekarzinsen, Miete, Haushalt, Essen, Trinken, Auto, Versicherungen, Ferien…
  4. Was von diesem Geld noch übrig bleibt, wird auf das jeweilige Konto des Mannes und der Frau zu je 50 / 50 überwiesen. Dieses Geld steht für beide Partner zur freien Verfügung als Sackgeld

3-Konten Modell von Madame Moneypenny: Findest du das fair?

Rechenbeispiel:

  • Der Mann verdient bei einem 90%-Job 6900 Franken Netto
  • Die Frau verdient bei einem 60%-Job 3800 Franken Netto
  • 10`700 Franken landen so auf dem gemeinsamen Konto
  • Davon gehen zum Beispiel 4500 Franken für alle gemeinsamen Fixkosten drauf
  • Nun werden die restlichen 6200 Franken durch 2 geteilt
  • Jeder Partner bekommt also 3100 Franken als Sackgeld auf sein Konto überwiesen und kann damit machen, was er möchte (Shoppen, Ausgang, Investieren…)

Das heisst, die Frau verdient zwar nur 3800 Franken, hat aber am Schluss 3100 Franken an Sackgeld zur Verfügung. Der Mann, der viel mehr arbeitet, hat aber auch “nur” 3100 Franken Sackgeld.

So nutzt ein Partner den anderen massiv aus für den eigenen Lebensstil. Ich möchte meinem Partner kein Sackgeld überweisen.

Gilt immer auch, wenn die Einkommensverhältnisse Frau/Mann umgekehrt sind.

Ich hoffe, die Hausarbeit und evtl. Kinderbetreuung wird genauso anteilig aufgeteilt. Wer weniger % im Job arbeitet, kann zuhause mehr % an Hausarbeit übernehmen. Oder siehst du das anders?

Meiner Meinung nach funktioniert das Modell nur, wenn beide Partner gleich viele Prozente arbeiten und ungefähr gleich viel verdienen. Sonst ist es unfair. Ich würde als besser-verdienender Partner nicht in ein solches Modell einstimmen. Lieber würde ich mein Job-Pensum (%) ebenfalls aufs Niveau des Partners senken.

Bessere Variante: das “umgekehrte” 3-Konten Modell

  • Zuerst kommt die Budgetierung
  • Jeder Partner hat ein eigenes Lohnkonto, worauf sein oder ihr Lohn überwiesen wird
  • Die Partner überweisen einen fixen Betrag (prozentual nach ihrem Einkommen) auf ein gemeinsames Konto, für die gemeinsamen Ausgaben. Ich empfehle das Topf-System vom Gratis Schweizer Bankkonto Zak
    Beispiel: ein Partner verdient 20% mehr bei gleichem Pensum. Daher überweist er auch 20% mehr auf das gemeinsame Konto. Überschüssiges Geld wird auf dem Konto belassen für grössere Anschaffungen.
  • Was jetzt noch auf dem eigenen Konto übrig bleibt, kann als Sackgeld, Investments mit Inyova und Selma oder Sparen usw. verwendet werden. Dem Partner muss keine Rechenschaft abgelegt werden, was man mit diesem Geld anstellt.
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Mein Geld ist nicht sein Geld und sein Geld ist nicht mein Geld!

Ich bin einverstanden, dass der Partner, der mehr verdient, prozentual mehr Haushaltskosten übernimmt. Aber es kann nicht sein, dass er dem weniger verdienenden Partner auch Sackgeld zur eigenen Verfügung überweist. Nicht einmal mit Kindern finde ich dieses Modell so legitim.
Es wäre nur gleichberechtigt, wenn beide z.B. 70% arbeiten und auch jeweils gleichviel Zeit in die Kinderbetreuung und den Haushalt investieren.

Dass Frauen Gleichberechtigung in der Care-Arbeit und Hausarbeit fordern, ist vollkommen richtig. Aber dann müssen sie auch gleichberechtigt Geld verdienen. Sonst ist dieses ganze Emanzipations-Thema einfach nur ad-absurdum geführt. Das einseitige Ernährer-Modell oder das einseitige Hausfrauen-Modell unterstütze ich keinesfalls.

Emanzipation heisst, ich mache den Haushalt nicht alleine. Aber es heisst doch auch, ich lasse mich nicht durch einen Mann finanzieren, sondern trage gleichberechtigt zum Haushaltseinkommen bei.

Oder bist du anderer Meinung zum 3-Konten Modell von Madame Moneypenny?

So mache ich es

Wir haben kein gemeinsames Konto. Ausser für die Hypothek, da wird prozentual nach dem Lohn einbezahlt.

Jeder hat fixe Rechnungen zugewiesen (zB. Stromrechnung, Serafe oder Hausratversicherung), die er oder sie bezahlt. Es wird nicht genau ausgerechnet, wer wieviel zahlt. Einmal kaufe ich Lebensmittel ein, einmal er. Auch hier wird nicht auf den Preis geachtet und nicht aufgeteilt.

Grössere Anschaffungen wie ein neues Sofa werden halb/halb geteilt. Ein Partner kauft das Objekt und der andere überweist dann die Hälfte des Preises aufs Konto des anderen. Wenn ein Partner unbedingt teure gemeinsame Ferien machen möchte, bezahlt er halt den grössten Teil des anderen mit.

Ansonsten wird keine Rechenschaft abgelegt, was man mit seinem Lohn kauft, wo man investiert oder ob man Geld verschenken will.

Mögliche Trennung bedenken, sonst wird es teuer

Du musst an eine mögliche Trennung denken, auch wenn du jetzt glücklich bist. Für die Person, welche die Familie im Alleingang finanziert und ernährt hat, wird eine solche Scheidung sehr teuer (PK-Splitting, Unterhaltszahlungen usw.). Wir kennen alle solche Fälle aus dem Bekanntenkreis. Daher muss(!) der andere Partner unbedingt im Berufsleben bleiben oder sich selbstständig machen und ein eigenes Vermögen aufbauen. Und mindestens so viele % arbeiten, dass es für die Einzahlung in die Pensionskasse reicht. So muss der “Haupternährer” bei einer Scheidung weniger von seiner PK abgeben.

Auch für den Trennungsfall ist es besser, wenn beide Partner zb. 70% gearbeitet haben und sich die Kinderbetreuung fair aufteilten. So wird es für keinen der beiden zum finanziellen Desaster. Und so sollten Frauen nach der Trennung finanziell weiter über die Runden kommen, ohne am Tropf des Ex zu hängen (wieder das Stichwort Emanzipation).

Klumpenrisiko

Bedenke auch das Klumpenrisiko, wenn es in der Beziehung nur 1 Einkommen gibt. Was, wenn dem Ernährer oder der Ernährerin etwas passiert? Oder bei längerer Arbeitslosigkeit?

10 thoughts on “Geld und Beziehung: Warum ich das 3-Konten Modell von Madame Moneypenny schwierig finde

  1. Bevor wir Kinder hatten haben wir das Geld / gemeinsame Ausgaben auch gem. dem umgekehrten Modell geregelt. Aber nach der Geburt der Kinder habe ich aufgehört zu arbeiten und danach wegen der Kinderbetreuung reduziert ‚ausser Haus gearbeitet‘ und da wir uns gemeinsam für Kinder entschieden haben ist klar das auch die Hausarbeit/ Kinderbetreuung Arbeit ist und dies der Grund für das tiefere Einkommen ist. Darum gehen jetzt beide Einkommen auf das gemeinsame Haushaltskonto. Davon gehen alle Ausgaben weg und wir haben Daueraufträge für sparen etc.

      1. Ich finde man muss das schon unterscheiden.
        Wenn man zusammen vereinbart hat, dass einer nur einen Halbtagsjob macht um sich um die Kinder zu kümmern, wäre es doch sehr unfair, wenn man dann nur noch so wenig Sackgeld wie nach deinem Modell zur Verfügung hat, evtl. wäre das ja sogar gar nichts mehr. Um es dann fair zu machen, müsste man hochrechnen wie viel derjenige verdienen würde, wenn er genauso viel arbeitet wie der andere.
        Theoretisch ist das auch nicht ganz fair, da es leider sehr viele schlecht bezahlte Jobs gibt, in denen man genauso hart arbeiten muss. Aber das ist wohl eher ein Fehler im System. Ich finde als Paar kann man das aber trotz allem berücksichtigen.
        Mich interessiert, wie du es mit Kindern machen würdest, Helga?

        1. Hallo Katja
          ich würde mit Kindern ein Modell fahren, wo beide Partner gleich viel % arbeiten. Beide z.B. 70% oder 60%. Und dann im fairen Wechselmodell zu den Kindern schauen (inkl. kompletter Haushalt an diesen Tagen). Dann vielleicht noch 1-2 Tage Fremdbetreuung.
          Die Care Arbeit soll meiner Meinung nach fair verteilt sein, aber eben auch das Generieren von Einkommen.
          Problematisch wird es eher, wenn es bei den Berufen ein extremes Gefälle gibt. Aber auch da hat derjenige Partner ja mehr dafür getan, um ein gutes Einkommen zu generieren (Jobwechsel, Weiterbildungen, Risiko..). Warum soll er/sie dafür bestraft werden?
          Was ich den Frauen immer wieder sage: der Mann ist keine Cash Cow. Denn das wird oft ganz natürlich erwartet, sobald Kinder da sind 🙂
          Grüsse
          Helga

          1. Vielen Dank für deine Antwort. 🙂
            Ich würde es ähnlich wie du machen, dass beide ungefähr gleich viel Arbeiten, weil ich meinen Job gerne mache und ich nicht darauf verzichten möchte und ich definitiv nicht glücklich wäre als “Hausfrau und Mutter” (übertrieben gesagt).
            Mein Beispiel war nur auf das Beispiel von EBS bezogen. Wenn die Einigung darin besteht, dass einer 100 % und der andere nur 50 % oder weniger arbeitet ;).
            Alles Gute für die Zukunft und Danke für deine Tipps in deinem Blog.

            Viele Grüße
            Katja

  2. Also ich verdiene mehr als mein Partner (nicht viel … ), wir arbeiten beide 100% – aber wir teilen gemeinsame Kosten zu 50% (Kind, Miete, Haushalt) … und teilen uns auch Hausarbeit, Kindererziehung und so. ich verstehe nicht ganz wieso ich prozentual mehr bezahlen soll? ich habe “mehr studiert”, mehr in Ausbildung investiert, bin karriere-orientierter – und habe darum einen besseren Job ergattert… Diese Lorbeeren gehören doch mir? Oder was meint ihr/Du dazu?

    1. Liebe Rebekka
      ja da hast du natürlich recht. Wenn dein Partner einverstanden ist, dass ihr 50/50 macht, ist das doch super.
      Du hast mehr investiert in deine Karriere, daher finde ich das in Ordnung.
      So musst du auch nicht deinen Partner prozentual “mitfinanzieren”.
      Grüsse
      Helga

  3. Hallo Helga

    Ich habe mir auch schon öfters den Kopf darüber zerbrochen, wie wir es mal machen werden, wenn wir dann zu Doppelverdiener werden.
    Meine aktuelle Lösung sieht so aus:
    Sagen wir Person A trägt 60% und Person B 40% zum Haushaltsnettoeinkommen bei.
    In diesem Fall übernimmt Person A 60% der gemeinsamen Kosten (Miete inkl. NK, Lebensmittel, Steuern, Hausratversicherung, Kosten der Kinder) und Person B entsprechend 40%.
    Bei den individuellen Kosten (Krankenkasse, Handyvertrag, Bekleidung, Coiffeur, etc.) übernimmt jede Person ihre eigenen Ausgaben.
    Auf diese Weise bleibt beiden Personen so viel fürs Sparen übrig wie ihr persönlicher Lebensstil erlaubt.
    Einzig die Säule 3a sollte bei verheirateten Paaren meiner Meinung nach bei beiden ganz gefüllt werden, wenn nötig mit Hilfe der besserverdienenden Person. Die Steuerersparnis ist aufgrund der Zusammenlegung der beiden steuerbaren Einkommen viel zu gross, um das nicht auszunutzen.
    Was denkst du?
    Lieber Gruss
    Lukas

  4. Hoi Helga
    Ich arbeite 100% und finanziere 100% alles. Wir haben keine Kinder und mein Mann hat kein Einkommen (er ist zu 100% Hausmann). Wieviel “eigenes” Geld sollte jede/r von uns haben? Dies ist vor allem wichtig, weil ich auf 85% reduzieren möchte, mein Mann aber weiterhin kein Einkommen haben wird.
    Ich weiss, dass das allem, was du rätst, entgegenläuft. Wir sind seit 25 Jahren zusammen und es ging immer so.
    Vielen Dank im Voraus für deinen Rat.
    Herzlich
    Cornelia

    1. Liebe Cornelia
      vielen Dank für dein Kommentar.
      Also als erstes möchte ich betonen, dass jedes Paar und jede Familie für sich eine individuelle Lösung finden muss. Es ist nicht an mir, das zu werten.
      Aber natürlich habe ich da so meine persönliche Meinung 🙂

      Falls dein Mann keine physische oder psychische Beeinträchtigung hat, sehe ich ich es überhaupt nicht ein, warum du alleine das Geld verdienen solltest.
      Ausser du bist so wohlhabend und es spielt keine Rolle, ob nun für beide zahlst oder nicht. Aber das das bezweifle ich anhand deiner Fragestellung.
      Ich fände es sinnvoll, wenn sich dein Mann eine eigene Beschäftigung suchen würde. In einem Haushalt ohne Kinder hat man nicht allzu viel zu tun. Es tut ihm sicher gut, auch mal raus zu gehen und andere Menschen zu treffen.

      Aber falls du wirklich meine Meinung hören möchtest? Du kannst ihm einen Ausgleich für die Hausarbeit bezahlen. Ich würde ihm aber zusätzlich nur sehr begrenzt Sackgeld geben.
      So würde er sich eigene Gedanken machen, wie er zu eigenem Geld kommt. Und er muss sich nicht rechtfertigen, was er mit dem Geld kauft. Ich bin sicher, du wirfst ganz genau ein Auge drauf, was er mit dem Sackgeld einkauft.
      Ich schlage vor, ihr teilt euch die Erwerbsarbeit und den Haushalt auf. So kannst du problemlos auf 85% reduzieren.
      Wenn du mit 85% 2 Personen ernähren musst, könnte es unter Umständen knapp werden.
      Ich finde es nicht richtig, dass auf dir alleine die finanzielle Last liegt.

      Falls es zu einer Scheidung kommt, wirst deine Pensionskasse gesplittet und du musst vielleicht sogar Unterhalt bezahlen (je nach Situation).
      Auch für deinen Mann wäre es nach einer Trennung schwierig, nach 25 Jahren wieder einen Job zu finden, der den Lebensunterhalt garantiert. Und dein Mann kann nicht fürs Alter sparen und investieren ohne eigenes Einkommen.
      Übernimm nicht einfach so die alleinige Verantwortung für euer Einkommen! Das ist auch ein “Klumpenrisiko”, falls dir einmal etwas passieren sollte (was ich nicht hoffe). Ein Paar sollte verschiedene Einkommensströme haben, 1 Einkommen ist einfach risikobehaftet.

      Grüsse
      Helga

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